Inhaltswörter und Funktionswörter
Inhaltswörter
Inhaltswörter sind alle Worte, die einen klaren Inhalt vermitteln. Zu den Inhaltswörtern zählen:
Verben
Verben tragen den wichtigsten Inhalt im Satz: Sie sagen uns, was im Satz passiert.
Nomen
Nomen sagen uns, wer im Satz agiert, womit und mit wem oder was.
Adjektive
Adjektive zeigen uns an, wie die Dinge sind. Diese Eigenschaften sind mit Inhalt aufgebläht:
Adverbien
Für die Adverbien gilt dasselbe wie für die Adjektive. Ob ich nun schnell bin oder schnell laufe - schnell bleibt schnell! Oder???
Partizipien
Auch die Partizipien finden wir unter den Inhaltswörtern - warum nur?
Präpositionen
Wie jetzt, Präpositionen auch? Na klaaar!
Bestimmte Numerale
Hier steht "bestimmte" Numewrale, weil es auch andere gibt, die aber als Funktionswörter gelten. Die bestimmten Numerale sind konkret:
Einige Interjektionen
Einige, auch hier sind nicht alle Interjektionen vertreten. Aber einige sind so direkt, dass ich mich weigere, sie woanders zu placieren:
gehen macht folgende Aussage: nicht schleichen, nicht rasen. Sich vom Acker machen. Sich fortbewegen. All das beinhaltet gehen - und noch viel mehr. Reichlich Inhalt, um ein Inhaltswort zu sein.
"Jenny gibt Tom das Buch."
Tückisch, hier sind gleich 3 Nomen:
Da ist Jenny. Der Name sagt, das sie weiblich ist. Das ist ihr Name, auch das gibt Jenny als Inhalt her. Mit Tom ist es genauso, nur dass Tom nicht agiert. Er ist hier Objekt, dem etwas gegeben wird. Egal, er ist männlich und hat einen Namen. Und jetzt sogar Objekt 2, ein Buch! Und Buch heißt Einband, Blätter, Schrift, Inhalt, lesen.
Nomen geben in der Regel jede Menge Inhalte her.
Grün ist die Heide, diese Schrift hier auch. Groß oder klein, das ist hier der Inhalt! Edel sei der Mensch, und da fragt niemand nach, was Herr Busch damit gemeint hat. Adjektive sind sehr inhaltsreich.
Upps, naja - nicht ganz!
Die Liste der deutschen Adverbien umfasst weitaus mehr:
Man unterscheidet:
- lokale Adverbien: hier, da, bergauf, diesseits usw.
- temporale: heute, bald, abends usw.
- modale: gern, vielleicht, ebenso usw.
- und kausale: darum, deshalb, vorsichtshalber usw.
Und so stehen wir da! Wenn ein Adverb also lediglich ein "Adjektiv ist, das ein Verb beschreibt (schnell laufen, eifrig arbeiten), so zählen wir es getrost zu den Inhaltswörtern. Jedoch die oben genannte Aufzählung beinhaltet ausschließlich abstrakte Worte, die daher hier nicht hingehört! Ich markiere sie einfach mal hier rot und kopiere sie zu den Funktionswörtern!
Was ist ein Partizip? Es ist die dritte Grundform eines Verbes. Und Verben sind Inhaltswörter.
Wenn also laufen ein Inhaltswort ist - warum dann nicht auch gelaufen?
Denn nicht nur der Stamm des Wortes, "lauf", gibt uns den Inhalt her (siehe oben): das ge- bedeutet: Es ist vorbei, aus! Egal ob in der Gegenwart oder in der Zukunft! Denn eins ist klar: Irgendwann wird unser Meer leer gefischt sein. Und da haben wir den Schlingel: gefischt! Und wir wissen genau, was er bedeutet.
mit, auf, unter, an, bei, vor, hinter, schräg daneben: Das sind alles klare Inhalte. auf ist ein Relationszustand zwischen zwei Objekten, die sich zueinander verhalten. Auf heißt "von oben hinzu gelegt und nun verharrend". Wenn Richtungen keine Bedeutung hätten, bräuchten wir keine Navis!
Eins, zwei, drei ...
Ja, die sind recht konkret, jeder Erwachsene und die meisten Kinder haben eine Vorstellung von zumindest den Zahlen bis 20. Daher können sie hier stehen bleiben.
Aua!
Wenn dieses Wort nicht verkörperter Schmerz ist! Es wird auch von so gut wie allen Aphasikern verstanden. Es versinnbildlicht Schmerz perfekt.
Hallo!
Auch die Begrüßung ist recht konkret. Jeder koppelt im Kopfkino ein Händeschütteln, eine sich hebende Hand, eine Umarmung oder eine Verbeugung damit, je nach Kultur oder Individualität. Ich persönlich würde es hier einordnen. Wer da etwas anderes im Sinne hat, möge es mir mit Begründung mitteilen. :)
Funktionswörter
Funktionswörter sind alle die Wörter, die keinen klaren Inhalt vermitteln. Sie erfüllen im Satzgefüge eher eine Funktion, als dass sie etwas bedeuten.
Zu den Funktionswörtern zählen:
Hier finden wir die oben rot markierten Adverbien, die nicht zu den Inhaltswörtern gezählt werden:
Hilfsverben und Modalverben
Hilfsverben im Deutschen sind: sein, haben und werden. Alle anderen Formen leiten sich aus ihnen ab:
würde von sein, hätte von haben, worden von werden. Aber sind das nicht Verben? Ja, auch und zum Teil. Die Vollverben haben und sein sind mit Inhalt belegt, jedoch, es hat nicht sollen sein:
Die Modalverben heißen: wollen, sollen, müssen, mögen und dürfen.
Pronomen/ Fürwörter
Wir haben 6 Pronomen:
Ich, du, er/ sie/ es, wir ihr und sie.
Ja wie, die haben keinen Inhalt? Er ist doch ganz konkret ein Kerl, oder was?!
Artikel
Der, die, das *klapp, klapp*: Unsere Artikel klingen mindestens so theoretisch wie ihr Name. Als Kind fand ich es merkwürdig, das diese Dinger genauso hießen wie die Ware, die ihm Supermarkt lag. Wenn wundert es, dass ...
Konjunktionen
dass (mit doppelmoppel-s), weil, und, oder, je - je, je mehr - umso, doch, damit, um zu ... Ich habe mir von Studenten aus den USA versichern lassen, dass es unsere Konjunktionen sind, die sie von den Wortarten am meisten hassen:
Partizipien
Hier finden wir nun die Liste der oben rot markierten Adverbien wieder, hier gehören sie hin, um es mit einem Adverb der Zeit zu sagen:
Weitere Numerale
Damit sind Unbestimmte und andere Numerale gemeint:
Ich habe. Auch hier ist die Bedeutung des Wortes "haben" eher schwach. Man fragt sich sofort, was ich denn da habe. Haben meint besitzen, im Falle eines Schnupfens auch in einer leidenden Form. Daher geht das noch durch.
Als Hilfsverb aber - und nur um das Hilfsverb geht es hier! - liegt der Fall klar:
Ich werde Geld verdienen. Was bedeutet werde hier? Es ist nicht mehr glasklar, nicht mehr konkret. Das Wort unter mit Vorstellung zu belegen, war einfacher.
Ich soll einkaufen. Hier drückt "soll" einen Zwang aus - aber im Vergleich zum einkaufen ist die Bedeutung des Wortes sehr abstrakt. Hier geht es um die Funktion, den Charakter des Verbes besser zu umschreiben: Ich gehe nicht freiwillig einkaufen, es ist ein Auftrag. Aber die Bedeutung trägt das Wort "einkaufen". Man lasse es weg, und der Satz bricht zusammen.
Ganz klar ist es bei: Ich bin angelogen worden.
Bin, das zeugt von Existenz, aber das hat mit der Aussage des Anlügens nichts mehr zu tun. Das Wort "bin" ist hier nur noch Teil des Satzbaus, es zeigt eine Art Passivität an. Da ist keine klare Bedeutung mehr, nur noch Funktion. Und "worden" - es hat keinerlei Bedeutung. Gut, es deutet auf passive Vergangenheit hin - das ist seine Funktion. Mehr aber auch nicht. Oder was ist die eigene Bedeutung des Wortes "worden"???
Wollen ist abstrakt. Erklären sie in einem Satz mit bis zu 20 konkreten Worten, was: "wollen" bedeutet. Sie werden Probleme haben - und das ist es, was es zum Funktionswort macht.
Sollen, müssen, mögen und dürfen sind da keinen Deut "besser".
Und wer weiß es noch?
- Person Einzahl: ich,
- Person Einzahl: du und so weiter ... Wir kriegen das später nochmal richtig!
Jahaaa. Aaabeeer:
Er hat so viel inhaltliches Fleisch im Vergleich zu Peter wie der Avatar einer Sonne zu einer Sonne!
"er" ist nur ein Stellvertreter für Karl, Detlef oder Schmitz' Kater. "Er" kann sogar der Tag sein oder der Morgentau! Das kann der Morgentau nicht, und auch der Peter nicht! Peter kann nur Peter sein, damit ist er ungeheuer konkret.
Also ist "er" sehr unkonkret und erfüllt die Funktion, dass wir nicht stets und ständig alle Namen sagen müssen, denn das ist anstrengend.
Ihr, ihm und uns, euch und ihnen geht es da nicht anders - oder weißt Du jetzt, von wem ich gesprochen habe?
... diese Dinger nur eine Funktion haben, aber nicht wirklich etwas bedeuten? Sie zeigen das Geschlecht eines Nomen an, ersetzen manchmal ganze Sachverhalte: Das ist aber gut! Wenn ich nachfrage, kann das heißen, dass Jan-Hendrik heute wieder zur Schule konnte, das ist gut - damit ersetzt das das einen ganzen Nebensatz. Okay, dann ist es kein Artikel mehr. Ich wollte auch nur sagen: Wer hätte das gedacht?
Anders herum: Was bedeutet: das?
Viel Spaß beim Tüfteln!
Jede macht etwas Besonderes, aber keine hat eine Bedeutung, die hilft, sich zu merken, wie sie heißt und was sie macht!
damit, was bedeutet das? Jaaa, es hat irgendetwas mit "mit" zu tun, aber mit da auch? Eigentlich soll es auf einen Zweck hinweisen, aber das Wort und die Bedeutung "Zweck" sind kaum noch zu erkennen. Aber Achtung, es leitet Begründungen ein! Nicht zu verwechseln mit "mit", oder mit "da": Ich renne, mit ich eher ankomme. Hä? Mit wem? Ich renne, da ich eher ankomme. Ja wozu dann noch rennen, wenn ich eh eher ankomme?!
Ganz zu schweigen von um zu: Mit zu (= geschlossen) hat das nichts mehr zu tun, denn es leitet einen Infinitiv ein und ist kein Adjektiv, sondern die Beigabe zum Infinitiv, und das Um ist keine Richtung wie in um herum!
Zu larifari, sagt da der Germanist: Ab ins Funktionswörter-Kistchen!
- lokale Adverbien: hier, da, bergauf, diesseits usw.
- temporale: heute, bald, abends usw.
- modale: gern, vielleicht, ebenso usw.
- und kausale: darum, deshalb, vorsichtshalber usw.
Unbestimmte Numerale: alles, nichts, wenig, viel, manches, einiges, etwas ...
Mengenangaben im Allgemeinen also.
Weitere Numerale: einfach, zweifach, ...
einmal, zweimal, ...
Und so weiter.
Nun kannn man sich bei einigen Dingen streiten, aber im Großen und Ganzen darf man dies so stehen lassen.
Wozu aber das Ganze?
Warum soll man alle Wortarten als erstes in zwei Gruppen teilen? Zumal als Schriftsteller?
Nun, um sich ganz klar vor Augen zu halten, welche Wörter abstrakt sind und welche nicht. Eine große Anhäufung von Funktionswörtern im Text, und die Leser fühlen sich gelangweilt oder überfordert: Das Kopfkino machen die Inhaltswörter zweifelsfrei. Daher ist es gut, sich damit auseinander zu setzen.
Nun werden wir jede einzelne Wortart kennenlernen. Wir werden sie vorstellen, auseinandernehmen, mit Beispielen versehen und auf ihr herumkauen, bis wir in jener Wortart so bewandert sind, dass kein Lektor uns mehr ein x für ein u vormachen kann!
Verben
Warum beginnen wir mit den Verben?
Das Verb, auf Deutsch Tätigkeitswort oder Zeitwort, ist das Zentrum eines jeden Satzes. Es bestimmt, was passiert, und legt fest, zu welchem Zeitpunkt es passiert. Es kann in einem Satz alleine stehen, ohne dass der Lektor etwas anderes vermisst; und wenn man es gut einsetzen kann, ist es das treibende Element im Roman, das fordernde, das bestimmende.
In der Syntaxlehre ist das Verb alles, was ein Satz benötigt, um ein waschechter Satz zu sein. Das Wesen des Verbs ist Flexibilität und Ausdruck.
Nun ist das Wort "Zeitwort" sicherlich nicht unbegründet, jedoch das Verb auf seine Funktion zu beschränken, im Satz die Zeit zum Ausdruck zu bringen (ich bin, werde sein, werde gewesen sein, war, bin gewesen, war gewesen), schließt zwei andere wichtige seiner Funktionen aus:
- sein Möglichkeiten-Potential: ich sei, wäre, werde sein, würde sein, sei gewesen, wäre gewesen und
- sein Ausdrucks-Potential: gehen, schlendern, bummeln, humpeln, tänzeln, joggen, rennen, rasen usw.
Der Ausdruck "Tätigkeitswort" hingegen ist leider verfänglich:
sein, haben oder nichtstun sind grammatikalisch Tätigkeiten! Wer sich auf den Begriff der Tätigkeit versteift, wird große Probleme bekommen, Verben zu erkennen, denn gerade die Verben haben und sein sind unsere wichtigsten Bausteine der Grammatik als Zeiten-Bauer, unsere gebräuchlichsten Hilfsverben.
Aus diesem Grund benutze ich am liebsten das Wort "Verb". Es kommt aus dem Lateinischen: verbum, das Wort.
Nun sind auch Adjektive Worte, könnte man dagegenhalten, ist das nicht verwirrend? Ich verstehe es dem Wesen nach so: Das Wort soll hier als Allgemeinposten fungieren, wie es in der Bibel der Fall ist: "Am Anfang war das Wort." Hier war zwar nicht Lateinisch die Ausgangssprache, sondern Hebräisch, und die Griechen übersetzten jenes Wort der Bibel dann mit ihrem Wort dafür: "logos" = Das All, all Umfassende.
Und so sehe ich das Verb: Es ist meines Erachtens die wichtigste Komponente einer jeden Sprache, ihr Herz sozusagen. Im Lateinischen werden viele Bestandteile der Sprache einfach an die Endung des Verbs gehängt, so dass ein Wort im Lateinischen ein Mehrwortsatz im Deutschen sein kann. (Veni. = Ich kam., vademecum = Komm mit mir! etc.) Im Türkischen ist es ähnlich.
Daher beginnen wir also mit dem Verb.
Kurze Übersicht über die Verbformen und: Was macht ein Verb - zum Verb?
Es gibt 3 Arten von Verben:
- Vollverben
- Hilfsverben
- Modalverben
Allen Arten ist jedoch einiges gemein:
1. Jedes Verb hat eine Grundform. Sie besteht aus 2 Komponenten:
- dem Wortstamm und
- der Endung -en (!)
Beispiele:
- lauf-en: Stamm: lauf + Endung: en
- denk-en: Stamm: denk + Endung en
- hab-en: Stamm: hab + Endung en
- denk-en: Stamm denk + Endung en
Doch nun Vorsicht: Was ist denn ein Verbstamm?
Nehmen wir uns das Wort zufrieden vor:
- zufrieden: Stamm: zufried + Endung: en - Ist das korrekt? Dann wäre zufrieden ein Verb!!!
- Ist es aber nicht! Warum?
Es wäre müßig, sich hier in sprachwissenschaftlichen Definitionen zu ergehen: Ich bin pragmatisch. Die Antwort liegt im 2. Punkt, der allen Verben gemein ist:
2. Verben können konjugiert/ flektiert/ gebeugt werden.
Damit sind die Tabellen gemeint, die wir als Kinder auswendig lernen mussten:
Ich geh-e.
Du geh-st. Er geh-t. usw.
Hier werden die Personalendungen, das sind die Endungen -e, -st, -t, en, t und -en für die 1. Person Einzahl bis zur 3. Person Mehrzahl, an den Wortstamm gehängt. Wir kommen später noch darauf zurück.
Nehmen wir uns das Pseudo-Verb "zufrieden" noch einmal vor. Wenn es ein Verb ist, muss ich es beugen/ flektieren/ konjugieren können:
Ich zufried-e.
Du zufriede-st.
Ich habe noch nie zufriedet, und sollte jemand einmal zufrieden, dann möge er mir seine Erfahrung mitteilen! Solange dies aber nicht der Fall ist, gitb es nur eine Schlussfolgerung darauf:
zufrieden ist kein Verb! q.e.d., wie die Lateiner sagten.
3. Verben tragen die Zeit in den Satz.
Das Verb allein zeigt, wann etwas im Satz geschieht.
Beispiele:
Ich gehe. Präsens/ Gegenwart
Du wirst gehen. Futur 1/ Zukunft 1
Es wurde Zeit. Präteritum/ einfache Vergangenheit
Wir sind gerannt. Perfekt
Ihr habt gesagt. Plusquamperfekt.
Wir kommen unter dem Punkt Vollverben noch einmal näher darauf zurück.